Der Unterschied zwischen Informieren und Erzählen

– Mein Start ins (berufliche) Schreiben

Mein erster richtiger Berufswunsch: Journalistin. Gedanken gemacht, was das genau für mein Schreiben bedeutet, habe ich mir damals nicht. Und bin schnell darauf gestoßen, dass es weniger das Informieren als das Erzählen ist, das mir wirklich liegt. Was ist der Unterschied?

Ich wollte damals schon einfach bloß schreiben und habe gedacht, das ginge nur im Bereich des Journalismus. Vielleicht habe ich mir damals darüber nicht weiter einen Kopf gemacht. Ich wollte für Magazine schreiben und fand es toll, wenn irgendwo mein Name drauf stand… (und täglich grüßt das Ego!)

Informieren vs. Erzählen: Handwerk vs. Talent?

Als ich meinen erstes Job in Form eines Volontariats hatte, sagte der Chefredakteur zu mir, dass es ein Unterschied sei, ob man als Journalistin oder Autorin schreibe. Letzteres habe eine andere Qualität, Journalismus sei viel mehr Handwerk, während Autor*innen viel Talent brauchen. Das hat mich damals getriggert, weiß der Himmel, warum. Aber im Grunde ging es schon bei diesem Gespräch darum, dass Autoren in erster Linie erzählen, während Journalisten in erster Linie informieren. Und ich denke, da ist schon etwas dran!

Es gibt grundsätzlich unterschiedliche Formen des Schreibens. Wenngleich Schreiben immer subjektiv ist (auch wenn uns im Bezug auf journalistisches Schreiben gerne etwas anderes gesagt wird), geht es beim Informieren um eine sachliche Darstellung von Fakten. Beim Erzählen nehmen wir den Leser mit auf eine Reise. Das ist eine sehr viel emotionalere Herangehensweise, die zum Teil auch künstlerisch ist, je nachdem in welchem Genre wir uns dabei bewegen.

Deswegen brauchen wir fürs erzählende Schreiben auch das, was mein damaliger Chef als „Talent“ bezeichnet hat. Ich würde das eher als Gespür für Worte beschreiben, die wir in einen Bezug zueinander setzen, durch den wiederum ein gewisser Klang entsteht. Das kann man erlernen, Talent hingegen hat man oder eben nicht.

Erzählen ist Komponieren mit Worten

In meinem Podcast Im Hirschwald vergleicht Simone Buchholz das Schreiben mit dem Komponieren von Rhythmus und Sound. Zugleich sieht sie es als Bildhauerei. Wir erschaffen durch Worte ein Bild, eine Skulptur von etwas, das wir darstellen wollen. Ein Bild erzählt ja auch immer in gewisser Weise eine Geschichte.

Beim journalistischen Schreiben ist das Komponieren von Worten eher im Hintergrund und Empathie ist beim Darstellen von Fakten eher nebensächlich. Das Ganze hat auch mit dem Platz zu tun, den man bespielen ‚darf‘: Ich hatte während meiner redaktionellen Arbeit oft das Problem, nur kurz und knapp sein zu können. Und dann bleibt gar nichts anderes übrig, als einfach die Faktenlage zu schildern. Das erzählt Simone Buchholz im Podcast ebenfalls sehr schön: Auch sie hat erst für Allegra und dann für brandeins geschrieben, weil sie sich dort mehr ausbreiten konnte.

Geschichten brauchen Raum, um zu wachsen

Diesen Platz braucht man beim Erzählen, wenn es darum geht, einen emotionalen Raum aufzumachen und Leser*innen mitzunehmen. Mir war das damals noch gar nicht in diesem Ausmaße bewusst, dafür heute umso mehr.

Etwas zu erzählen hat einen ganz anderen Hintergrund, als zu informieren. Das Ziel ist ein anderes und daher auch die Herangehensweise. Dessen sollten wir uns vor dem Schreiben bewusst sein, sonst schreiben wir womöglich ins Leere oder müssen später vieles überarbeiten.

Ich habe auf meinem Weg nur wenige Magazine kennengelernt, in denen ein Erzählen ohne Einschränkungen möglich ist. Aber die paar haben gereicht, um meine Liebe zu den Lebensgeschichten von Menschen zu entdecken. Hiervon erzähle ich euch kommende Woche mehr!