Was wir von erfolgreichen Autoren für unser Business lernen können

Autoren. Das sind Künstler, Verrückte, Spinner. Oder? Was wir aus den Arbeitsweisen großer Klassiker lernen und wo wir etwas darüber herausfinden.

Wer es noch nicht weiß: Ich bin Dürrenmatt-Fan seit meine Schwester mit der Schultheater-AG „Die Physiker“ gespielt hat.

Ich habe meine Bachelor-Arbeit über ihn geschrieben, arbeite an einer Promotion. Aber gut, was hat das jetzt alles mit unserem bzw. meinem Business oder konkretem Schreibprojekt zu tun?

Briefwechsel und Werkstattberichte – wertvoll wie eine Biografie!

In dem Buch „Kreatives Schreiben“ wird angeregt, man solle in den Werkstattberichten bekannter Autoren lesen, um mehr von deren Arbeitsweisen zu erfahren. Das ist tatsächlich gar nicht so doof. Ich würde noch Briefwechsel hinzufügen, die es in diesem Fall beispielsweise zwischen Max Frisch und Dürrenmatt gab, und die in Buchform auch von anderen Autoren veröffentlicht wurden.

In beiden Varianten lesen wir etwas darüber, wie erfolgreiche Autoren arbeiten und somit schreiben. In Dürrenmatts Fall gibt es einen Bericht, der mir im Gedächtnis geblieben ist: Sein (ungewollter) Biograf erzählt darin von einem abendlichen Besuch, bei dem reichlich Wein floss. Früh morgens gegen vier Uhr wachte er mit einem Mal im Gästebett auf, weil er Schritte hörte: Dürrenmatt hatte nur wenige Stunden geschlafen und war schon wieder auf dem Weg in sein Arbeitszimmer.

Der Blick ins Archiv ist der Blick in unzählige Arbeitsstunden

Im Schweizer Literaturarchiv kann man erahnen, wie viele Stunden er mit dem Schreiben verbracht hat. Dort sind die vielen Versionen seiner Stücke einsehbar, manchmal zehn und mehr Überarbeitungen von nur einem Werk. In einer wird erst ein Satz verändert und in der nächsten Version wieder zurück verändert.

Wahnsinn? Nun ja. Das zeigt lediglich, dass die Leichtigkeit der Sprache in Dürrenmatts Theaterstücken und Krimis nicht von ungefähr kommt. Gerade Einfachheit schreibt sich nicht ‚einfach so‘. Das dürfen wir uns für unsere eigene Arbeit merken: Der erste Entwurf ist in der Regel nie der endgültige.

Weiterhin hat Dürrenmatt oft handschriftlich gearbeitet. Es gibt unzählige Arbeitsbücher von ihm, in denen sich Textanfänge und Zwischenteile späterer Werke wiederfinden. Geschrieben in Versalien, mit dem Bleistift.

Was lernen wir hieraus?

Vor allem: Geduld. Ein Produkt, ganz gleich ob Buch, Blog, Webseite, Content oder ähnliches, ist in den seltensten Fällen auf den Punkt perfekt. Wir dürfen uns Zeit nehmen. Wir dürfen auch mal Nachts aufstehen, weil uns die tollsten Ideen kommen, um daran weiterzuschreiben.

Wir lernen, dass der Alltag unseres Umfeldes nicht unserer sein muss.

Durch Werkstattberichte und Briefwechsel können wir lesen, wie erfolgreiche Autoren vorgehen und uns überlegen, ob diese auch für uns passen. Am besten probieren wir sie aus und schauen, mit was wir uns wohl fühlen. Wobei haben wir die besten Einfällen? Und was hilft uns, unsere Ideen am besten festzuhalten, auch wenn wir sie später vielleicht gar nicht mehr verwenden?

Bei Dürrenmatt gibt es zahlreiche Ideen, die nie zur Vollendung gekommen sind. Ein Beispiel ist „Die Sekretärin“: Dieses Stück war eigentlich als Hörspiel geplant, aber nur ein Teil daraus wurde in Form des Buches „Die Schachspieler“ postmortem veröffentlicht.

Erfolg kommt nicht über Nacht (es sei denn, man arbeitet in der Nacht an einem Stück wie „Die Physiker“) und jede*r hat eigene Methoden und Zeiten, zu denen er*sie am produktivsten ist. Und ja, oftmals ist das eben nicht zwischen 9 und 17 Uhr am Schreibtisch…

Hast du bereits eine Methode etabliert, die ungewöhnlich ist? Was würdest du gerne umstellen oder ausprobieren?